Die Haseldörfer in der Frühen Neuzeit

Die von Luther angestoßene Reformation der Kirche wurde im mittleren Saaletal vor allem durch den radikalen Reformer Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, stark geprägt. Er war 1523/24 Pfarrer in Orlamünde. Seinen Lehren schlossen sich bald alle kursächsischen Städte und Dörfer an, so auch die Gemeinde Oberhasel. Obwohl die Kirchhaseler und Unterhaseler Einwohner für den neuen evangelischen Glauben auch sehr aufgeschlossen waren, wurde in ihren Kirchen weiterhin der katholische Ritus praktiziert, weil ihr Schwarzburger Landesherr zeitlebens Katholik blieb und das auch von seinen Pfarrern und seinen Landeskindern verlangte. Die Oberhaseler Kirchgemeinde wendete sich deshalb vom Kirchhaseler Pfarrer ab, wähle einen eigenen evangelischen Pfarrer und zahlte keinen Kirchenzehnt mehr an die Kirchhaseler Pfarrei. Erst nach dem Tod des Schwarzburger Regenten wurde durch seinen Nachfolger der evangelische Glaube 1532/33 als Landesreligion in der Grafschaft Schwarzburg angenommen. Danach wurden die Oberhaseler wieder in die Kirchhaseler Parochie eingegliedert.

In alten Schriften wird berichtet, dass der bescheidene Wohlstand immer wieder durch Naturkatastrophen, Krankheiten und Kriege zunichte gemacht wurde, so z.B. 1546, als nach der Entscheidungsschlacht des Schmalkaldischen Krieges bei Mühlberg Herzog Alba mit 30.000 Soldaten des kaiserlich-katholischen Heeres durchs Saaletal zog und diese beim Durchmarsch durch Kirchhasel Vieh und alles, was nicht niet- und nagelfest war, raubten. Als die Schwarzburger Gräfin davon erfuhr, soll sie entsprechend Schillers Anekdote den auf Schloss Heidecksburg einkehrenden Herzog Alba mit bewaffneten Dienern umstellt  und ihn ultimativ aufgefordert haben, das gestohlene Vieh zurückzugeben oder es müsse „Fürstenblut für Ochsenblut“ fließen (siehe oberes Bild). Das brachte ihr den Namen „Katharina die Heldenmütige“ ein. Ob die Kirchhaseler ihr geraubtes Vieh zurückbekamen, wird nicht berichtet. Von ähnlichen Existenz bedrohenden oder vernichtenden Ereignissen wird auch  im 30-jährigen Krieg 1618-1648, im 7-jährigen Krieg 1756-1763 oder im napoleonischen Krieg berichtet.

Nachdem 1735 Erbstreitigkeiten im Hause Sachsen geklärt und das Coburger Land in das Herzogtum Sachsen-Saalfeld eingegliedert wurde, wurde 1740 die Grenze zwischen dem neuen Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld (Oberhasel) und dem Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt (Kirchhasel) festgelegt und mit Grenzsteinen versehen (Bild 1, unten) und somit ein jahrhundertelanger Streitpunkt beseitigt. Danach ist die Flur der Gemeinde Oberhasel vermessen und kartiert worden (Bild 2, unten). Um 1740 herum sind auch das erste Mal Erdäpfel (Kartoffeln) in unserer Gegend angebaut worden. In wenigen Jahren wurde sie zum Hauptnahrungsmittel für Mensch und Vieh. In den Jahren 1770 bis 1772 errichtet man ein neues Pfarrhaus in Kirchhasel (Bild 3, unten).

 


Vergleiche:

Jürgen Weyer: Geschichte der Haseldörfer (2005 / siehe Veröffentlichungen/Bücher),

Jürgen Weyer: Reformation vor Ort in Kirchhasel, Unterhasel und Oberhasel (2017 / siehe Veröffentlichungen/Bücher)

Jürgen Weyer: Karten und Luftbilder erzählen Kirchhaseler Geschichte (2018 / siehe Veröffentlichungen/Bücher),


Bild 1: Landesgrenzstein von 1740 (Schwarzburger Seite); Bild 2: Karte der Flur Oberhasel aus dem Jahre 1741

Bild 3: das 1770-1772 erbaute Pfarrhaus hinter der Pfarrhofmauer;